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Emsland/Bentheim

Die beiden heutigen Landkreise im Westen bzw. Südwesten Niedersachsens sind aus ehemals drei Territorien entstanden. Der südwestlichste Kreis des Landes trägt noch den alten Namen: Grafschaft Bentheim. Namengebend für die Grafschaft ist die Burganlage auf den letzten Ausläufern des Teutoburger Waldes. Die Grafschaft wurde seit der Mitte des 12. Jahrhunderts von den Grafen von Holland regiert, nach deren Aussterben im 15. Jahrhundert von einem niederrheinischen Geschlecht. Kirchenrechtlich war sie zwischen den Bistümern Münster und Utrecht geteilt. Die Grafen setzten die Reformation durch, doch konnten sich vor allem im Bereich der Klöster Frenswegen und Wietmarschen katholische Gemeinden erhalten. Durch den späteren Wechsel der Grafen zum reformierten Glauben waren schließlich alle drei Konfessionen in der Grafschaft vertreten.

Der Landkreis Emsland ist aus der Grafschaft Lingen und dem Amt Meppen des Niederstifts Münster hervorgegangen. Die Entstehung dieser Herrschaftsbereiche wurde von Auseinandersetzungen zwischen den Grafen von Tecklenburg und den Bischöfen von Münster geprägt; letztere setzten sich, von Osnabrück unterstützt, im Jahre 1400 endgültig durch. Den Tecklenburgern blieb nördlich des Teutoburger Waldes nur noch die kleine Grafschaft Lingen, die in der Frühen Neuzeit eine wechselvolle Geschichte aufweist. Nach dem Reformationsversuch des Grafen Konrad von Tecklenburg wurde sie von Kaiser Karl V. 1548 eingezogen und schließlich dem spanischen Besitz der Habsburger in den Niederlanden zugeschlagen. Die umstrittene Schenkung der Grafschaft an die calvinistischen Oranier führte im niederländischen Unabhängigkeitskrieg zu Auseinandersetzungen auch um die namengebende, zur Festung ausgebaute Stadt. Lingen blieb oranisch, die Bevölkerung jedoch in ihrer großen Mehrheit standhaft katholisch.

Zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbten die Kurfürsten von Brandenburg die Grafschaft, in der die konfessionellen Konflikte bis zum Ende des Alten Reiches andauerten. Im Amt Meppen wurde nach der Einführung der Reformation im Bistum Osnabrück (1543) ab 1612 die Rekatholisierung von Münster aus durchgesetzt, das 1667 auch die Diözesanrechte von Osnabrück erwarb. Das Amt Meppen wurde von den Münsteraner Bischöfen eher wie ein Nebenland regiert, das allerdings im 18. Jahrhundert mit Schloss Clemenswerth ein architektonisches Kleinod erhielt.

Auf dem Wiener Kongress wurden alle drei Territorien dem Königreich Hannover einverleibt und dem Landdrostei-, ab 1885 Regierungsbezirk Osnabrück zugeordnet. In der Grafschaft Bentheim, die bereits im 18. Jahrhundert an Hannover verpfändet worden war, hielt sich bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Standesherrschaft der Bentheimer Fürsten. Gleiches galt für das Amt Meppen, das 1803 an die Herzöge von Arenberg gekommen war. Die Arenberger konnten ihre standesherrlichen Rechte bis nach der preußischen Annexion des Königreiches Hannover 1866 verteidigen. Die naturräumlichen Gegebenheiten (große Moor- und Heideflächen) beeinträchtigten die wirtschaftliche Entwicklung des Gebietes trotz Erschließungsbemühungen des preußischen Staates bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Im Bentheimischen entwickelte sich wie im Westmünsterland und in den benachbarten Niederlanden eine bedeutende, heute noch in Resten existierende Textilindustrie. Durch den 1950 beschlossenen Emslandplan kam es in den letzten Jahrzehnten zu einer raschen Erschließung des Gesamtgebietes. Im zusammenwachsenden Europa hat die Region ihre einstige Randlage verloren, was u.a. durch die Zusammenarbeit mit niederländischen Gemeinden in der Euregio zum Ausdruck kommt.

Clemenswerth: Jagdschloss der Kurfürsten von Köln Bildrechte: Niedersächsisches Hauptstaatsarchiv Hannover

Clemenswerth: Jagdschloss der Kurfürsten von Köln

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